15.10.21 Besondere Mensch-Tier-Freundschaft: Kakadu Carlos und Frank Kluge gehen durch Dick und Dünn
15.10.21 Besondere Mensch-Tier-Freundschaft: Kakadu Carlos und Frank Kluge gehen durch Dick und Dünn
Rostock-Warnemünde – Dieser Mann hat einen sprichwörtlichen Vogel – und er trägt ihn täglich auf seiner Schulter zur Schau: Frank Kluge und sein Gelbhauben-Kakadu Carlos. Seit über 20 Jahren sind sie ein eingespieltes Dream-Team, verbringen jede freie Minute miteinander. Radfahren, Inline-Skaten, Essen, Strandspaziergänge. Sobald beide in der Öffentlichkeit auftreten, sind ihnen eine Menschentraube, viele Fragen und gezückte Fotoapparate sicher. Eigentlich hat die Geschichte vom 55-jährigen Frank Kluge und seinem 28 Jahre alten Kakadu Carlos einen traurigen Beginn. Doch es war wohl auch das Schicksal, das beide zusammengeführt und seitdem nicht mehr losgelassen hat. Vor über 20 Jahren musste ein älteres Ehepaar seinen damals achtjährigen Gelbhauben-Kakadu verkaufen, da es ins Seniorenheim umzog, wo Tiere nicht erlaubt waren. Carlos zog nach Rostock um und lernte bei Frank Kluge aus Evershagen die bezaubernde Coco-Chanel kennen. Beide waren 15 Jahre lang ein Traumpaar, ehe Coco viel zu früh an einer Krankheit starb. Damals hatte Kluge die Wahl: Entweder findet er eine andere gefiederte Kumpanin für seinen treuen Vogel oder er schlüpft in diese Rolle. Da die Partnersuche ohne Erfolg blieb, übernahm der heute 55-Jährige diese Rolle - und so wurden die beiden noch mehr ein Herz und eine Seele. Wir haben beide einen Tag lang begleitet.Carlos folgt seinem Herrchen auf Schritt und Tritt. Beide sind blind aufeinander eingespielt und haben ihre festen Rituale. „Er bekommt etwas zu fressen, dann gehen wir gemeinsam auf den Balkon, wo er die Tiere beobachten kann. Dann wandert er in sein eigenes Zimmer und ich gehe zur Arbeit“, erzählt Frank Kluge, der in der Gastronomie tätig ist. Zum Feierabend oder am Wochenende wird es jedoch dann allerdings auch nicht langweilig. Zusammen verbringen sie viel Zeit in einer Schrebergartensiedlung im Rostocker Nordwesten, wo Carlos schon lange eine kleine Attraktion ist: „Er sitzt nicht nur auf der Schulter seines Herrchens, sondern springt wie ein Hase durch die Anlage. Er hüpft und jede Blume ist ihm recht. Ich finde ihn putzig“, sagt Gartennachbarin Susanne Buckow. Nur in der Mittagszeit muss Carlos im wahrsten Sinne den Schnabel halten, um die Nachbarn nicht zu stören. Bevor er aber zur Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr in den Käfig kommt, darf er noch einige Salti an einer Stange drehen. Nach dem Ausruhen sind der Vogel und Frank Kluge häufig unterwegs. Und das nicht im Käfig, sondern live, in Aktion auf der Schulter – für jedermann sichtbar. Egal, ob der 55-Jährige auf Inlineskates fährt, in die Pedale seines Fahrrads tritt oder mit dem Auto fährt. Carlos muss auf seiner Schulter dabei sein und macht das während der gesamten Fahrt auch cool. Zusammen stellen sie sich am Fischstand in Warnemünde an, wo der Kakadu auf sein Lachsbrötchen besteht. Fischverkäufer Nico Blank ist begeistert: „Er ist inzwischen kein besonderer Gast mehr, da er regelmäßig hier sitzt. Er hockt auf der Kante und isst sein Lachsbrötchen. Ich finde das schon geil, denn es ist mal was anderes.“ In der Sonne sitzen beide auf einer Bank und genießen ihr Lachsbrötchen. Am Strand angekommen, ist der Vogel Feuer und Flamme für den Sand. Und doch ist sein Freiheitsdrang nicht völlig verschwunden. Denn als Frank ihn fliegen lässt, flattert der 28 Jahre alte Kakadu einige dutzend Meter weiter in einen Baum. Und dort bewegt er sich auch erst runter, als Frank den Stamm emporklettert. „Er kann wegfliegen, wenn er will. Tut er aber nicht. Nach dem Tod von Coco-Chanel ist er noch mehr fixiert auf mich“, sagt Frank. Doch danach hüpft der Gelbhauben-Kakadu putzig durch den Strandsand. Beobachtet von zahlreichen verdutzten Besuchern, die Handys und Fotoapparate zücken. Noch mehr Aufmerksamkeit gibt es auf der Warnemünder Promenade – denn zu einem perfekten Strandbesuch gehört natürlich auch dort ein Spaziergang. Hier ist Carlos rasch der Star, der sich vielleicht sogar bewusst ein kleines bisschen in Pose wirft. Neugierige machen Fotos, sprechen Herrchen Frank an und wollen den Vogel am liebsten streicheln. „Besser als jede Kontaktbörse“, schmunzelt Frank Kluge, der gern und viel mit seinem Gefährten unternimmt – und so auch die unterschiedlichste Couleur an Leuten kennenlernt. Er hofft, dass er noch viele Jahre mit dem Gelbhauben-Kakadu, der zwar weder wortgewandt noch groß flügge ist, aber dafür genauso treu, wie jeder Hund ist, verbringen kann. Bis zu 60 Jahre können die Tiere, die eigentlich in Australien beheimatet sind, alt werden. „Alles, was er braucht, um gesund alt zu werden, bekommt er von mir. Den Rest müssen wir sehen“, weiß Frank Kluge, ehe er sich auf sein Fahrrad schwingt und mit Carlos auf seiner Schulter davonradelt. Es ist zwischen den beiden definitiv eine ganz besondere Mensch-Tier-Freundschaft.